am 1.11.2024
Wieder mag ich eine Überschreitung machen, von Pottenstein nach Pernitz, über das Waxeneckhaus
In Pottenstein entsteige ich dem Zug
und nach einem kurzen Stück auf der Straße (wo ich eine Katze streicheln muß)
geht es bergauf und es ergibt sich ein sehr schöner Blick
hin zu einem Kreuz
wo ich mir erst einmal wieder das dicke Fleece ausziehen muß. Am 1. November ist es eigentlich schön warm. Jetzt geht es durch den Wald. Und es ist so, wie ich es erhoft habe - das ist einfach ein Feuerwerk, eine Augenweide
Ich kann mich gar nicht sattsehen. Ich könnte alle paar Meter ein Foto machen, so schön ist das heute. Und man kann so vor sich hinwandern, es ist immer ganz leicht ansteigend (bis auf eine Stelle, wo mich das Schild falsch steil einen Holzweg in den Wald hinaufweist, wo ich dann querend durch dne Wald wieder auf den Weg zurückkomme) und man kann so richtig vor sich hingehen und die Landschaft genießen.
Bis jetzt war ich ganz alleine, doch jetzt, da sehe ich einen Radfahrer. Und einen Fußgänger. Und mehr Fußgänger. 2 Pferde mit Reiterinnen überholen mich. Ganze Familien samt Großeltern. Die Hütte muß wohl nah sein.
So ist es dann auch - das Waxeneckhaus ist zwar ein Schutzhaus, aber durch seine leichte Erreichbarkeit (man kann vom „Hals“ genannten Sattel bis hier rauffahren) eher ein „einsames Wirtshaus“. Die Tische auf der Terrasse sind schon alle reserviert. Bis auf einen. Ich setz mich hin - da werde ich drauf hingewiesen, daß der auch reserviert ist (nur das Schild war umgeblasen) -aber erst ab halb eins - bis dahin bin ich schon fort und so bekomme ich Punschschnitte, Kaffe, gepritzten Most und diese Aussicht
Wirklich fein. Kein Wunder, daß das so gut frequentiert ist. So kann ich gestärkt weiter
und will mir nun was ansehen, was mich schon lange interessiert - der Abstieg nach Feichtenbach, zum Erholungsheim. Es gibt in Niederösterreich so einige Erholungsheime, frühere „Gesundenanstalten“ von privaten Betreibern, den Gewerkschaften usw. So etwas hat sich meist spätestens in den 70er oder 80ern erledigt. Diese Häuser waren oft abgelegen. Dieses Haus wurde von zwei jüdischen Ärzten als Luftkuranstalt gegründet und war bald so berühmt, daß man Gäste aus fremden Ländern, wie z.B. den USA begrüßen konnte. In der Nazi-Zeit wurden die beiden natürlich im Zuge einer Arisierung entfernt (ein „Selbstmord“ und eine Vertreibung nach Tschechien, die wohl mit Selbstmord endete), als Lebensbornheim betrieben, danach als Gewerkschaftsheim betrieben, dann als Reha-Zentrum verwendet und heute ist es stillgelegt. Dazwischen hausten Leute drin, u.a. eine „Animal-hoarderin“. Die wechselvolle Geschichte kann man auf Wikipedia nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sanatorium_Wienerwald. Es ist angemessen „horrorig“, auch wenn das bei dem schönen Wetter nicht ganz so wirkt.
Von den einst wohl besonderen Parkanlagen ist nicht mehr viel übrig
und als ich hier vorbeikomme, wundere ich mich über diese kleinen Ständer. Zuerst dachte ich, das wäre so ein Lehrgarten oder so gewesen, wo Pflanzen erklärt werden, doch dann sehe ich es
Hinten ist eine kleine Brücke, links im Vordergrund sieht man so „Wellen“ aus Plastik, rechts sind so Tetraeder - das ist eine Minigolfanlage gewesen. Bzw. dürfte die Profivorgaben erfüllen, denn der Wikipedia-Artikel verzeichnet, daß 1984 hier die Staatsmeisterschaften im Bahnengolf abgehalten wurden. Weiter geht es, ein weiterer „Lost Place“ ist das „Kaufhaus Ziehaus“ das heutzutage nichts mehr führt.
Denn heute gibt es in Feichtenbach neben ein paar Häusern nur Schafe
und Alpakas, die offenbar darauf warten, daß ich ihnen was vorbeibringe
dabei steht extra, daß man sie nicht füttern soll - was ich auch nicht tue, ich hätte eh nix dabei. Etwas langweilig ist die Asphaltstraße, da kommt es recht, daß die ganze Zeit der Bach daneben gluckert
dann bin ich in Pernitz und komme gerade recht - denn ein paar Minuten später holt mich der Zug ab.