Untiere und rechtsfreier Raum?
am 4.2.2017
Kalt und nicht besonders schön - in die Alpen zu ziehen ist heute nicht so sehr mein Begehr, aber ich hatte noch so eine Kremstal-Runde in Petto - das ist doch für heute passend - nicht so weit weg und mit ein paar Höhenmeter. Der Schnee der letzten Wochen beginnt zu tauen. Ich starte meine Runde in Senftenberg - da geht es nach einem Stück auf der Straße zwischen den Häusern hinauf, sogar mit einer kleinen Leiter
Es regnet nicht. Das habe ich gehofft. Aber nicht bedacht habe ich, daß es von den Bäumen tropft.. so werde ich doch etwas naß, als ich bergan strebe. Dann komme ich auf den Rücken, wo sich, wie so oft am Rande des Wladviertels, überraschend Felsen befinden
und auf dem Plateau oben auf der Hiesbergwarte muß man noch aufpassen, es ist eisig und auch wenn man nur ein paar Meter purzeln könnte - das muß ja nicht sein. Das Wetter wird auf jeden Fall freundlicher
Weiter geht es nun, gemütlich auf und ab im Wald, da komme ich an einer Spur vorbei - das daneben ist ein großes Schweizer Messer (Hunter OD, die 111mm-Serie) Ist das ein Untier? Ein Wolf? Gar der große böse?
Nein, ich höre dann ein Bellen und treffe auf Hund samt Besitzer. Ja, in der Reihenfolge. Und der Hund war… beeindruckend
Bläuer und bläuer wird der Himmel
und der Frühling will schon so durch, hat man das Gefühl
Über das „Senftenbergeramt“ gehe ich weiter bis zum „Weißen Kreuz“
wo ich dann wieder dem Tal, nämlich dem Steinbachtal zustrebe. Zuerst mache ich es mir aber noch in der Sonne gemütlich, wo es schon angenehm warm ist, bevor ich wieder ins Tal komme. Beeindruckend, wie man an sich selber die Temperaturunterschiede zwischen Hang und Tal spüren kann, wie man in einen Kaltluftsee eintaucht, der sich noch im schattigen Talgrund den ganzen Tag hält. Manchmal mag man meinen, das sind Kleinigkeiten, aber diese Kleinigkeiten kann man beim Wandern immer wieder einmal intensiv erleben. Speziell für jemanden, der Tag für Tag im überheizten klimatisierten Büro arbeitet, ist das immer wieder wichtig, diesen natürlich Puls zu spüren und nicht nur, wie Goethe sagt „flache Unbedeutendheit“ im nivellierten Klima.
Ich komme am tiefsten Punkt, beim Roten Kreuz an und komme auf einen Weg, der mit bescheidet: „Fußgänger und Spaziergänger willkommen, Radfahrer und Jogger nicht“. Hmm. Bin ich als Wanderer im rechtsfreien Raum? Werde ich noch als Fußgänger gezählt? Welche Jogger joggen zu was anderem als „zu Fuß“ und sind damit Unfußjogger und nicht willkommen? Ab welcher Geschwindigkeit wird der Fußgänger zum Jogger? Sind Sprinter, Marathonläufer oder Springhopser willkommen oder nicht?
Ich lebe ja gerne gefährlich, deswegen fasse ich mir ein Herz und wandere weiter
Beim Florianikreuz biege ich ab, der Schnee dampft in der Sonne
hin zu einem Gehöft, das wohl auch bewirtet ist (im Sommer?) dessen Namen ich mir aber nicht gemerkt habe, dann über eine kleine Freifläche wieder in den Wald nach Senftenberg hinunter, wo ich mich über ein Haus wundere, das fast wie eine Burg aussieht und auch anscheinend teilweise bewohnt ist. Eine alte Wehrkirche? Ein Herrenhaus vergangener Zeit? Weder Karte noch ein Schild geben Auskunft.
Eine schöne Runde, nichts spektakuläres, aber es reicht immer, ein paar Eindrücke mitzunehmen.