Zu viel Ausblick
am 6.1.2020
Frisch geschneit hat es. Ich wollte eigentlich zum Raxkircherl über den Schlangenweg. Ich les aber, daß der frische Schnee im Rax-Schneeberg-Gebiet durch die Windverfrachtung auf Lawinenwarnstufe 3 ist v.a. an Osthängen. Und unterhalb von Predigtstuhl - es sollte zwar nix passieren, aber den zusätzlichen Nervenkitzel brauche ich nicht, noch dazu, wo vorher Warnstufe 1 und nachher wieder 2 gilt. Daher habe ich mich dorthin umorientiert, wo es zwar auch hoch ist, aber die sanften Berge und der geringere Schneefall keinerlei Probleme bereiten kann - auf den Hochwechsel. Öfter bin ich schon gegangen - trotzdem schaffe ich es heute, mich zu verkoffern, aber zuerst einmal langsam. Ich bin schon später dran und parke mein Auto wie immer beim Parkplatz vom Biotop.
Den einzigen Nachteil dieser Tour gegenüber dem Schlangenweg sieht man hier. Nachdem das ein nordseitiger Anstieg ist, ist es etwas weniger sonnig. Aber nachdem ich später weggehe und der Hang flacher ist, kann ich bald die Sonne sehen
Der Schindelsteig ist sehr angenehm. Schön durch den Wald, nur anfangs noch etwas steiler, dann wird es gleichmäßiger.
Was mich halt wundert - man kann sich hier eigentlich nicht vergehen. Aber im Unterschied zu vielen Wanderwegen gibt es hier in Sichtweite immer gleich 3 (!) Bäume mit Markierung… aber wo soll man denn hier gehen, als in dem kleinen Graben?
Kurz heraus aus dem Wald
und dann wieder hinein - nur mehr ein kurzes Stück, dann bin ich schon auf der Marienseer Schwaig
Ich bin immer überrascht, wenn ich hier bin. Irgendwie habe ich immer das Gefühl „was, ich bin schon hier?“ dabei bin ich eh schon eine gute Stunde gegangen. Nicht nur, daß der Schnee nicht allzutief ist, gibt es auch einen gut gespurten Weg. Ich habe aber trotzdem, da darunter zum Teil Eis ist, meine „Chainsens“ Schneeketten angelegt. Das ist richtig gut. Kein Herumrutschen und - eiern, sondern einfach nur Schritt auf Schritt. Auf den Schwaigen ist man an der Waldgrenze, darüber ist fast nur mehr Wiese und Weide. In der Ferne das Wetterkogelhaus am Hochwechsel.
Was man sieht: Wundervolles Wetter. Kalt, knackig, winterlich, aber sonnig. Was man nicht sieht: Es geht kaum Wind. Das ist wirklich eine Seltenheit hier. Ich habe irgendwo gelesen, daß es pro Jahr nur einen windstillen Tag gibt. Windstill ist es nicht, ganz oben weht ein leichter Wind, das aber ist im Gegensatz zu dem sonstigen Fast-Sturm gut zu verkraften. Gipfelkreuz und Kircherl und Leute - der Gipfel ist gut besucht.
Es ist fast zu gutes Wetter. Das Panorama erschlägt mich heute fast. Klare Luft, blauer Himmel, alles ist durch den Schneefall der letzten zwei Tage extra-weiß angezuckert
Meine Kamera kann ja nicht nur schöne Panorama-Fotos, sondern auch Zoom. Und der kommt hier zum Einsatz. Der Doppelgipfel des Schneebergs mit dem Kamm der Stadelwandleiten, rechts noch der Waxriegel.
Mein eigentlich angepeiltes Ziel: Die Rax. Sehr schön ist hier rechts im Siebenbrunnenkessel ein Teil des Schlangenwegs zu sehen. Darüber der Predigtstuhl, mittig die Heukuppe und links dahinter Teile der Schneealpe.
Und hier erst: Wunderschön sieht das aus. Über das Stuhleck hinweg sehe ich tief ins Steirische, da trau ich mich gar nicht zu sagen, was was ist - da sind mir einfach zu viele Berge
Interessant ist, was hier gebaut wird? Die Fläche beim Wetterkogelhaus ist planiert und es scheinen Bauanker vergraben. Vielleicht eine Sitzgelegenheit? Ich fürchte, nein. Aber das wäre das einzige, was mir hier fehlt - denn zum Wetterkogelhaus möchte ich mich nicht setzen, das hat nur einen Ausblick zum Niederwechsel rüber - die „langweiligste“ Seite der Aussicht. Dank meinem Sitzpolster kann ich es mir aber überall gemütlich machen und heute habe ich auch meine „Ab nach Draußen“- Decke mit - das ist direkt gemütlich. Aber dann ist auch gut - ein letzer Blick
dann geht es wieder bergab. Hab ich vorher gesagt, daß das die langweilige Seite ist? Naja, ist sie, aber trotzdem ist ein Blick ins Wiener Becken was Feines
Gedankenverloren, beglückt von den Ausblicken und dem feinen Wetter biege ich falsch ab und gehe schon bei der Marienseer Schwaig nach links. Bevor ich aber wirklich zu weit rüber Richtung Arabichl gehe, komme ich schon drauf und gehe einfach wild durch den Wald runter. Heute ein echter Genuß. Der Schnee deckt alles zu und macht den Weg einfach und federnd. So komm ich dann doch korrekt am Wanderweg raus und gehe runter in den Wechselgraben
Auch hier - die Schneeketten sind echt gut, sonst wäre das eine furchtbare Rutschpartie. Der Weg an dem Bach entlang ist immer toll. Im Sommer frisch und kühl. Im Winter
sieht es aber auch wunderschön aus.
Und erst der Wasserfall! Dicke Eispanzer, über die das Wasser plätschert. Grandios!
Es wird jetzt wieder flacher. Bei den Brückenquerungen
bin ich auch froh über meine Schneeketten. Sonst hätte ich Angst, daß ich ein unfreiwilliges Bad nehmen müßte. Wenige Stunden nur hat man im Winter das Vergnügen, die Sonne zu genießen (man singe hier Wolfgang Ambros' „Du bist wia die Wintasunn“ vor sich hin) denn als ich zurückgehe ist schon der Mond zu sehen
Wahrlich, wirklich wunderschöne Winterwanderung!