Ein Abenteuer
am 22.8.2020
so sagt mein Papa, als ich ihm bei meiner Rückkehr von der Wanderung erzähle. So ist es, ein guter Titel.
Ich möchte wieder einmal den Schneeberg von ganz unten gehen. Ganz unten? Ja, also soweit man halt vom Fuß des Schneebergs sprechen kann, nämlich unten im Höllental. Dort komme ich beim kleinen Parkplatz in der Nähe der Stadelwand an, just als die Sonne gerade aufgeht, aber noch ist es reichlich dunkel.
Drüben die Stadelwand, ich gehe im Stadelwandgraben bergan
und es geht ganz gut. Sogar die kleine Quelle gurgelt heute - es hat ja doch einiges geregnet diesen August. Dann geht es rechts hinauf - man muß sich von den Steigspuren zu den Kletterwänden fernhalten und dem (nicht markierten, aber gut erkennbaren) Weg rechts weiter folgen.
Heute bin ich so früh dran, daß ich am kleinen Sattel bin, bevor die Sonne rauskommt. Es geht nun noch lang - länger als man denkt - noch hinauf, bis ich endlich beim kleinen Forsthaus bin
mit Blick über die kleine Märchenwiese hinüber zur Rax
Eine kleine Pause bei der Kreuzung des südlichen Grafensteigs, dann geht es weiter. Ich bin schon ordentlich durchgeschwitzt. Aber es ist angenehm als ich hier raufkomme - Sonne und Wind trocknen mich. Ich schau zurück Richtung Hirschwang, rechts im Bild die Rax mit der Bergstation, auch das Otto-Schutzhaus ist noch zu sehen
Richtung Norden ist der Blick noch recht klar - bis zum Ötscher kann man locker sehen
Ein sehr toller Greifvogel rüttelt immer wieder über der Kante der Stadelwandleiten, leider komme ich ihm nicht näher - vielleicht ein Sperber? Es könnte auch ein Greifvogel sein, der das an sich nicht kann - der Wind am Grat reicht aus, daß ein Greifvogel „stehenbleiben“ kann. Vor mir mein Ziel - ein kleines Päuschen genehmige ich mir noch
Ein Prachtexemplar von Edelweiß wächst hier
Dann bin ich oben und kann zum Ochsenboden runterschauen. Erst vor 2 Wochen war ich hier mit väterlicher Begleitunghier. Da war es noch etwas dunstiger, heute ist es besser und ich mache nach Westen zu ein Panorama
Dann geht es rüber zur Fischerhütte. Lauter Orange T-Shirts sind hier und ich komme drauf, daß heute der Fadensteiglauf stattfindet. Es geht hoch her, dennoch komme ich sehr schnell dran. Heute gibt es wieder Sacherschnitte. Ich weiß zuerst gar nicht, ob ich genug Hunger habe (bin ziemlich geschafft, aber dann esse ich das erste Stück. Sehr marmeladig, exzellent. Ich inhaliere das geradezu… ich hab den Zucker gebraucht. Einer vom Lauf schaut mich an - ich sage, daß ich aber nicht am Lauf teilgenommen habe, aber auf meine Erwähnung, daß ich vom Höllental aufgestiegen bin, erhalte ich dennoch anerkennendes Nicken - es sind über 1500hm rauf.
Heute will ich über den Wurzengraben absteigen. Den bin ich schon ewig nicht gegangen. Also los
Und es geht über Geröll bergab. Ich bekomme einen Krampf im linken Oberschenkel, zuerst nur im inneren Quadrizeps, das versuche ich noch mit Dehnen hinzukriegen, aber dann erwischt es den Adduktor - und ich habe das Gefühl, jemand reißt mir mein Bein ab. Ich bin froh, daß ich allein bin, denn als der Schmerz einsetzt, schreie ich wirklich auf. Ich suche verzweifelt, ich bilde mir ein, ich hätte Magnesium mitgenommen - dann fällt es mir ein: Ich habe es natürlich in meinem Erste-Hilfe-Pack. Ich kippe zwei Magnesium-Kalium-Sticks und denke mir, daß ich halt jetzt warten muß. Aber ich bin überrascht - keine Minute, dann ist der Krampf weg. Super. So kann ich weiter, Rückblick auf den Gipfel
und die kleinen Almen vor mir, schon nahe der Heinrich-Krempel-Bergrettungshütte
Beim Fleischer Gedenkstein geht es jetzt relativ flach mit ein bissl bergauf auf einem netten Weg dahin - ich bin froh, wenn es wieder in den Schatten geht, es ist schon ordentlich heiß
Beim Witzani-Kreuz treffe ich auf den anderen Weg vom Gipfel
Bis zur Kienthalerhütte, wo ich noch einmal einen Schluck Wasser mit Hollersirup nehme und dann weitermarschiere
Bei der Jakobsquelle kann man heute super auftanken. Daumendick kommt der Strahl eiskalt runter - und das im August. Sonst ist die Quelle oft schon versiegt um diese Zeit. Es zieht sich zusammen und am Ferdinand-Mayer-Weg beginnt es ordentlich zu rumpeln, es hat sich auch zusammengezogen
und unten, ganz knapp vor dem Weichtalhaus beginnt es zu regnen. Ich stelle mich unter, packe meinen Regenschutz aus und gehe den Rest hinüber zum Parkplatz.
Wirklich, ein Abenteuer. Toller Weg, anstrengend, Greifvögel, Edelweiß, schöner Blick, exzellente Sacherschnitte, Krämpfe, wunderschöner Abstieg, eiskalte Quellen und Gewitter.