Ein Supifant auf Wanderschaft

UH! HOCH!

am 3.9.2020

Ja, so sind sie die Berge, hoch. Allerdings schockt mich das nicht, sondern was anderes. Das da oben ist übrigens ein Zitat aus Grillparzers „Weh dem, der lügt“ - zumindest in einer Theateraufführung, die ich mir einmal ansehen durfte mit Stefan Paryla. Es ist noch einmal ein Sommertag angesagt, am Beginn des meteorologischen Herbstes. Das muß genutzt sein und ich war schon lange nicht mehr am Ötscher. Ich bin bereits um halb acht am Raneck. Aber wenn ich geglaubt habe, daß da Platz ist, habe ich mich geirrt. Es sind geradezu schon Horden an Menschen unterwegs. Die Autos stehen dort, wo sie explizit nicht sollen. Ich aber stelle mich dorthin, wo man darf, und gehe ein Stück der Asphaltstraße entlang

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ich entrichte meinen Obolus für den Besuch des Landschaftsschutzgebiets (Kassa steht nach einigen Metern auf der Forstraße) und dann geht es den noch etwas langweiligen Hatscher von Raneck hin zu Bärenlacken. Mich überholen Gruppen, mit Kindern und ohne, Menschenmassen geradezu. Die Wände liegen noch halb im Dunkeln.

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Ein bissl Ruhe habe ich, weil ich den - offenbar wenigen bekannten - Abkürzer gehe. Das ist aber nur ein kurzes Stück, dann treffe ich wieder auf den Hauptweg

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So wenig Leute sind heute eine Seltenheit. Viele sind nett und freundlich, es gibt aber auch das, was man als „Wellis“ bezeichnen kann. Eine große Gruppe von etwa 15 Leuten sind hinter mir und offenbar schneller. Wie man das so macht, stelle ich mich etwas an die Seite, um sie vorbeizulassen. Nur 2 von der Gruppe schauen überhaupt her, grüßen kann keiner. Noch dazu ist die laaange auseinandergezogen, weil offenbar die schnelleren vorne gehen. Daher warte ich so knapp 5 Minuten. Als sie an mir vorbei sind, begebe ich mich wieder in die Spur, versuche meinen Schritt zu finden, da bleiben die auf einmal stehen. Diskutieren, ob sie da Pause machen, wo es weitergeht, aber.. zur Seite gehen? Nein, wozu? Einfach den ganzen Wanderweg blockieren. Ich knurr die Leute böse an, die schauen wieder einfach nur wie die Kuh, wenn es blitzt. Ich bin froh, daß sonst eher freundliche und rücksichtsvolle Leute am Berg sind. Aber es ist kein Wunder, daß das heute so viele nutzen wollen. Herrliche Blicke aufs Vorland

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und ich komme, doch rascher, als befürchtet, zum Grat - und somit auch für viele Leute, auch für mich, zum Rastplatz.

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Sehr feiner Blick nach Süden. In der Früh hat es schon genebelt. Das heißt aber auch, daß die Feuchtigkeit im Tal liegen bleibt und schon eine leichte Inversionwetterlage besteht. Das macht die Luft in der Höhe klarer.

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Nach einer kleinen Bananenpause geht es weiter. Die Wanderstöcke wandern an den Rucksack, ab jetzt braucht es freie Hände

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Nach der ersten kleinen Wand geht es wieder ein Stück und hier sieht man gut, was man noch vor sich hat - wenn man reinzoomt, kann man auch wie bei einem Suchbild schauen, wo der Weg weitergeht anhand der Leute, die man dort sieht

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Ich geh mittendrin ziemlich furchtbar ein. Nicht von der Kraft der Arme und Beine her, aber von der Kondition. Die hohen Stufen, wo ich die Luft anhalte, und die dazwischenliegenden Gehteile sind nicht so gut - das ist mir zu ungleichmäßig. So mache ich noch einmal eine kleine Pause und gehe dann einfach bewußt langsamer - ich bin es einfach zu „flockig“ angegangen für mein derzeitiges Gewicht und Konditionsstand. Aber auch die letzte Wand, die eigentlich besonders beeindruckend aussieht (da oben sind die Leute dann knapp vor dem Steigbuch)

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ist bald geschafft. Hier kommt man dann vorbei - man befindet sich direkt am Grat und darf sich da daneben hinaufziehen

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Jetzt nicht mehr weit zum Gipfel

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Und ich kann knapp vor dem Gipfel schon an diesem vorbeischauen und bin glücklich - der Dachstein ist zu sehen (gezoomt)

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Dann bin ich am Gipfel. Das schaut hier aus wie ein Massenpicknick - viele sind auch von der anderen Seite mithilfe des Sessellifts raufgekommen. Wer kann es den Leuten verdenken, so einen Tag hat man nicht oft: Warm, klarer Himmel, ein Blick, wo ich mit dem Fernglas bis zu den Hohen Tauern schauen kann, kaum ein Lüfterl. Herrlich.

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Nach einer gebührenden Gipfelpause, die nur durch fliegende Ameisen, die einem überall hineinkraxeln, gestört wird, geht es bergab auf der anderen Seite. Heute sehe ich ihn zum ersten Mal: Penki, den Ötscherbären mit der seltsamen Geschichte. Nicht lange, nachdem ich das letztemal hier war, hat ein unbekannter einen gut einen Meter hohen Holzpenis aufgestellt. Nach Diskussionen a la „Ist das Kunst oder kann das weg“ hat man sich seitens der Bergbahnen und Bergwacht geeinigt, daß man ihn stehen lassen kann (hihi). Keiner wußte, wer es war, die Gerüchte gehen sogar dahin, daß das eine besonders gefinkelte Aktion der Bergbahnen selbst war. Dann war er plötzlich weg, dann wieder da, dann fehlte ihm für 3 Wochen die Spitze und plötzlich wuchsen ihm Hände und der Kopf wurde verziert und er bekam einen Namen. So steht er nun da, Penki, der Ötscherbär.

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Da unten liegt Lackenhof, dort muß ich wieder hin

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Dieses Kunstwerk gibt es schon lange - auch wenn es dazwischen einmal umgefallen war und ich glaube, der Vogel wurde schon einmal ersetzt

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Vom kleinen Sattel beim Ötscherfernrohr starten heute die Paragleiter bei idealen Bedingungen

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Ich komme zum Ötscherschutzhaus, das knapp unterhalb der Bergstation des Sesselliftes liegt. Ich will noch kurz auftanken (und ich fördere ja in letzter Zeit die Wirte auf Hütten, indem ich mir zumindest einen gespritzen Apfelsaft oder sowas nehm) aber da ist dermaßen was los, die Leute sind in einer Schlange angestellt, daß ich nur kurz meine Wasserflasche am kleinen Brunnen auffülle und dann erspare ich mir die restlichen gut 400 Höhenmeter Abstieg über ide nicht sehr spannenden Skipisten und lasse mich auch vom Sessellift runterbringen. Da stelle ich fest „Waren Sessellifte immer schon so hoch“? Denn erstens: Beim Runterfahren schaut das natürlich dramatischer aus und zweitens bin ich es einfach nicht mehr gewohnt. Die Höhe und die steilen Gras- und Felshänge am Rauhen Kamm machen mir nix aus, aber jetzt wird mir mulmig. Vor allem, als der mittendrin, als ich zwischen zwei Stützen bin, abbremst und gleich wieder anfährt, das gibt den Maximalausschlag des schwingenden Liftseils… einmal ganz runter und wieder rauf, hui!

Als ich unten bin, bin ich nun auch schuld, daß er fast stehen bleiben muß - ich hüpfe zwar flott weg, aber der Verschluß des Bauchgurts verfängt sich zwischen Sitzfläche und Rücklehne, sodaß ich nachgreifen muß.

Bei der Ötscherwiese, dort, wo die Paragleiter ihren „Zielflughafen“ haben, schaue ich zurück - was für ein Prachttag.

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Eine tolle Wanderung an einem Traumtag

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