Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er in die Eishöhle
am 14.6.2021
So, los geht es: Gemütlich mache ich mich am Vormittag auf, nach Windischgarsten und dort die lange, enge Straße zum „Haslersgatter“, wo man sein Auto parken kann, um dann in den Nationalpark Kalkalpen zu gehen. Das Wetter ist jetzt schon so, wie es fast 2,5 Wochen lang in meinem Urlaub bleiben wird: Prachtvoll.
Der schwere Rucksack drückt etwas, aber heute muß ich ihn ja nur ein paar Kilometer bergab tragen, dann kann ich mein Zelt am Biwakplatz aufbauen und den größten Teil der Ausrüstung deponieren
Eselchen schauen mir beim Zeltaufbau zu
dann gehe ich wieder zurück bis zum Gehöft Rumpelmayerreith und biege dort ab, wo ich durch netten Wald und dann über ein paar kleiner Steilstufen immer höher komme, bis ich zu den steilen Ostabhängen des Steyrecks komme, an denen es jetzt bergauf geht, schon mit hübschem Blick hinaus
denn mein erstes Ziel ist die Eishöhle. Der ganze Steig ist nicht markiert, aber bis zur Eishöhle/dessen Abzweigung gut zu folgen. Man muß nur aufpassen, daß man rechtzeitig abbiegt, dann sieht man einen Quersteig in ein Kar rein - diesem folgt man und dann muß man noch ein hübsches Stück quer und ein bißchen absteigen. Ich habe mir von der Höhle nicht allzuviel erwartet - ich hatte keinerlei Beschreibung im Internet gefunden. Daher bin ich überrascht, als ich hinkomme - kalter Wind bläst mich an und es ist eine richtige große Halle - in dessen Mitte ein Eiskegel sitzt (die Öffnung ist sicher 5m hoch, nur um ein bißchen eine Einordnung zu haben
Ich gehe rein, bewundere den Eiskegel und denke mir „Eishöhle, stimmt“
aber dann sehe ich mich um - und bin begeistert
Meterhohe Eissäulen, diese hier sicher auch knapp 5m hoch und etwa einen halben Meter dick gibt es hier. Das sieht aus, als wäre fließendes Wasser schockgefrostet - eingefrorene Wasserfälle, unwirklich sieht das aus. Auf der anderen Seite habe ich den Blitz eingesetzt
Grandios, absolut großartig. Ich bin selig, das gesehen zu haben. Offenbar bin ich auch genau zur richtigen Zeit da, daß es zwar heiß genug ist, daß das Wasser auf der Oberfläche runterrinnt, aber kalt genug in dieser Höhle, um die Säulen zu erhalten. Nachdem ich mich abgekühlt habe, gehe ich weiter - die Steigspuren von hier zum Steyreck sind noch weniger ausgeprägt, ein paar Steinmännchen, hie und da ein roter Punkt, mehr ist es nicht. Ich finde noch eine Schachthöhle, die mit einem Gitter abgedeckt und mit einem Fixseil versehen ist, dann muß man noch durch notdürftig ausgeschnittene Latschen zum Gipfel des Steyreck
Den Weg zur Mayralm im Abstieg verliere ich auch nach einiger Zeit - daher gehe ich quer runter zum Eisboden, den ich schon von einem vorherigen Besuch kenne und komme dann richtig raus
Beim Rumpelmayerreith gibt es abendliche Idylle
und ich kann es mir beim Zelt bequem machen
Insgesamt war es doch ganz schöne Strecke, die ich noch am Nachmittag gemacht habe. Aber so toll - ohne drohende Gewitter und mit ewig lange Sonnenlicht hat man es gar nicht eilig
In der Nacht wache ich einmal auf, weil etwas „kratzt“ - in der Früh stellt sich raus: Ich habe mein Brot in einem Papiersack, diesen in einem Gefriersackerl und das ganze dann fest im Packsack meines Zelts (dickes Ripstop-Gewebe, Rollverschluß, weit zugerollt und gut zugemacht) und offenbar hat irgendein Nagetier trotzdem probiert. Als ich aufgewacht bin, hat es sich schon durch alle Schichten durchgenagt gehabtund war grad an der Brotkante angelangt… sonst habe ich gut geschlafen.
am 15.6.2021
frühstücke ich, mit Kaffee, Buttersemmel, Honigsemmel und Orangensaft. „Digital Detox“ im Nationalpark heißt ja nicht, daß man sich nichts zum Frühstück gönnen kann Ich habe ewig lang geschlafen, bis 9 Uhr. Dann aber Aufbruch
Hinauf
zur Weingartalm
und dann steiler hinauf zum Großen Größtenberg. Eine kleine (wirklich klein, keine 20cm) lange Kreuzotter windet sich und versucht dadurch größer und bedrohlicher zu erscheinen
Weiter hinauf geht es. Ich gehe davon aus, daß hier einmal Almen waren, man es dann mit Waldwirtschaft/Fichtenmonokultur versucht hat und diese durch die steigenden Temperaturen und trockenen Sommer auf dem karstigen Kalk sowieso nie ordentlich gewachsen sind - nun vertrocknen die endgültig. Sieht furchtbar aus - ich hoffe, es bildet sich wieder eine natürlichere und trockenresistentere Pflanzengesellschaft
Ich hoffe, ich sprech die Berge richtig an, wenn ich sage: Hier am Gipfel kann ich den Scheiblingstein und den Pyhrgas sehen, dann den Bosruck, im Hintergrund die Niederen Tauern, rechts das Warscheneck
Wie man sieht: Absolut tolles Wetter, schöner Aufstieg.
Im Abstieg am selben Weg wieder links das Tote Gebirge bis zum Priel, rechts im Vordergrund die höchste Erhebung des Nationalpark Kalkalpen, der Hohe Nock mit seinen Nachbarn
Hab ich im Aufstieg gar nicht gesehen- aber es gibt hier manchmal sogar nette Pfeilchen, die aus umgefallenen Bäumen geschnitzt wurden
Ganz ruhig und gemächlich zurück. Heute sind sogar noch einige Leute hier. Überhaupt ist recht viel los, viele Radfahrer auf den Sträßchen. Ich lese noch ausgiebig und übernachte dann zum zweiten Mal