Mehr als erwartet

am 27.6.2022

am heutigen Tag, und quasi zum Abschluß, versuch ich noch was -ich möchte bis zur Rojacher Hütte (noch nicht bewirtschaftet) und wenn ich mich gut fühle, möchte ich probieren bis auf den Hohen Sonnblick zu gelangen. Ich breche früh auf und stelle mein Auto wieder beim Lenzanger hin. Noch ein Stück nach hinten, dann kann ich mein Ziel sehen

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Am Naturfreundehaus vorbei und dann endlich bergauf, nachdem es bis jetzt noch flach war. Allerdings: Ich gehe heute absichtlich langsamer. Wenn ich hoch hinauf will, dann muß ich mir Zeit lassen, um meine Kräfte zu sparen. Ich passiere den Barbarafall

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Ich gewinne an Höhe und an Aussicht

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und in Serpentinen wird es jetzt steiler. Das Schutzhaus Neubau erreiche ich (plangemäß, muß man jetzt sagen) nach etwa 2h. Ich mache eine kleine Pause, tanke noch einmal mein Wasser auf, dann geht es weiter - ja, das hinten oben am Eckerl, das ist das Zittelhaus am Sonnblick - mein Ziel. Noch in weiter Ferne

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Beim „Radhaus“ vorbei, das einmal den Antrieb für einen Aufzug zur Goldgewinnung beherbergte

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Letztes Jahr, fast um die selbe Zeit, bin ich hier über eine Schneebrücke gegangen und hab gar nicht mitgekriegt, daß es hier überhaupt eine Brücke gibt.

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Heuer liegt hier kein Stäuberl mehr. Weiter geht es über weitere Wiesen und dann beginnt es, steiler zu werden. Serpentinen machen den Anstieg leichter, bevor ich über 2 Gräben mit Schneefeldern drüber muß, damit geht es jetzt hinüber auf den Grat, den ich bis zum Gipfel folgen werden. Steiler wird es

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und ich erreiche die Rojacherhütte - diese ist bewirtschaftet, aber nur im Juli, August und September - und es ist wirklich ein an den Fels gepicktes Hütterl mit Minimalausstattung, eine der kleinsten Alpenvereinshütten oder Hütten überhaupt. Zur Zeit liegen noch die Sachen zum Herrichten herum

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Ich mache hier noch einmal ordentlich Pause. Ich esse einen großen Riegel, trinke einen guten Schluck und setz mich für 10 Minuten nieder. Es geht mir gut, aber hier ist jetzt der Punkt - weiter rauf oder nicht? Ja. Es geht mir nach der Pause noch besser, ich fühle mich auch nach 3,5h Anstieg sehr gut und bereit, den steilen Schlußanstieg zu versuchen. So geht es weiter

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Die Übersicht wird besser, im Rückblick sehe ich den Kessel, wo die Goldgräberei stattgefunden hat

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Zum Teil bläst es ganz furchtbar und man ist am Grat halt dem Wind immer ausgesetzt, glücklicherweise ist es nicht allzukalt. Ich lasse mir weiterhin Zeit und setze meine Schritte mit Bedacht. Das muß man auch, denn auch solche Stellen sind zu überwinden

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5h unterwegs und das Ziel ist jetzt nah

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dann habe ich es endlich geschafft. Ich stehe oben - gehe auf die andere Seite und schau, ob dort eine Terrasse ist - nein, Terrasse gibt es keine, aber man kann ins Rauriser Tal hinunterschauen - ca. 1600hm bis Kolm Saigurn, meinen Ausgangspunkt, knapp 2000hm oberhalb des eigentlichen Talgrunds. Yeah!

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Ich brauch jetzt unbedingt Kaffee und Kuchen. Ich geh rein - kein Mensch da. Keine Gäste, nur 2 Arbeiter, die Sachen durch die Gegend tragen. Vom freundlichen nepalesischen (?) Arbeiter höre ich, daß der Chef heute im Tal ist, der Koch anscheinend schon länger krank - aber man hat was vorbereitet und ja, Kuchen gibt es auch. Das Ding schaut dann eher nach Kindergeburtagstorte aus (Biskuit mit einer Creme dazwischen) aber schmeckt gut, Kaffee tut gut. Billig ist das hier nicht. Häferlkaffe, besagter Kuchen und ein gespritzer Apfelsaft um 15€ sind auch für Hütten eher am oberen Ende. Und ich hatte mir hier, am Zittelhaus, schon ordentlich Betrieb vorgestellt, ist immerhin berühmt. Aber so war es auch ein Erlebnis. Ich setze mich noch etwas draußen hin und schaue in die (heute dunstigere) Bergwelt. Da hinten sind die Gipfel rund um den Großglockner

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Es hat gute 10 Grad hier oben auf über 3000m und so läßt es sich bei Sonne ganz gut aushalten. Wie gesagt, ich lasse mir Zeit, weil ich habe auch noch einen langen und anstrengenden Abstieg vor mir. Noch ein Abschiedsblick auf das Zittelhaus, das in der Mitte ist das alte Observatorium, rechts das neue:

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Aber irgendwann geht es los. Habe ich schon gesagt, daß man wirklich am Grat dahinspaziert, mit Tiiiiiiefblicken

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und von wegen „schwindelfrei“ - wenn man auf einem etwas unter einem Meter breiten Sims entlanggeht, braucht man das schon. Auch wenn wohl jedermann auf einem Gehsteig gehen kann (der ist auch nicht viel breiter) ist es doch was anderes, wenn es links gute 1000m und rechts zum Firnfeld noch immer so 100m runtergeht

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Heuer, ich hatte es ja unten schon bemerkt, liegt wirklich kein Schnee. Auch oben direkt beim Zittelhaus lag kein Stäuberl mehr, nur mehr auf dem Firnfeld und hier, am unteren Goldbergkees (ja, das war einmal ein Gletscher vom Gipfel herunter, jetzt ist der zerbrochen und der steile Part in der Mitte ist nicht mehr vergletschert) ist alles schon blau - es liegt kein Restschnee vom Winter mehr

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Ich nähere mich der Rojacherhütte (das kleine Dach da links) - was auch heißt, daß ich die gröberen Schwierigkeiten wieder hinter mir gelassen habe.

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Trotzdem: Noch eine kleine Pause, wo ich den Wasserfall bewundere, der das Goldbergkees entwässert

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Wieder in gutmütigeren Gefilden, Fels und Eis hinter mir lassend

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Bitte das „pfluuusch“ und den frischen Geruch eiskalten Wassers dazu vorstellen

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Nachdem ich das Schutzhaus Neubau passiert habe, wird es oben sehr finster - entrisch geradezu

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und ich beschleunige meinen Schritt, immer mit einem prüfenden Blick nach oben

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aber es sind nur ein paar Tropfen bevor ich beim Naturfreundehaus bin, dann hört es wieder auf. Ich erreiche daher, glücklich, sehr zufrieden und fast schon überrascht, wie locker das ging, wieder den Ausgangspunkt. Wieder einer von meiner „Liste“ geschafft.