Heimweh
am 19.9.2022
Es soll ein bissl besser werden, nicht wirklich, aber vielleicht - und da schaue ich nach und sehe, daß es im Süden sonnig werden soll. Ich beschließe daher am Abend vorher, nicht bei zweifelhaftem Wetter irgendwo zu gehen, sondern weiter weg zu fahren und bei gutem Wetter zu gehen. So habe ich die Ederplan oberhalb von Lienz ausgesucht. Dazu muß ich ein gehöriges Stück fahren, aber auch nicht weiter, als ich sonst immer in Niederösterreich gefahren bin. Ausgangspunkt ist Stronach (nein, kein politisches Statement, der Ort heißt so) -Parkplatz gibt es unten keinen, man kann aber bei der Straße vor der Mautstraße parken. Die Mautstraße könnte man rauffahren, dann erspart man sich Gehstrecke. Ich geh aber hier schon los mit Blick auf die Lienzer Dolomiten, die früher „Unholde“ hießen
Nach dem Straßenabschnitt geht es auf Wiesen hinaus
Ich passiere die Parkplätze beim Zwischenberger Sattel, wo es ein kleines Moor gibt. Dort geht es weiter zur Ederalm
und auf Waldwegen
endlich! in die Sonne. Ich bin nämlich, trotz Südanstieg, die ganze Zeit im Wald bzw. im Südwesten - und hatte die Sonne wie die Karotte vor der Nase.
Diese Wasserfassung schaut aus wie ein kleines Hexen- oder Einsiedlerhäuschen
Noch ein Stückchen hinauf gehe ich zuerst durch's Anna-Schutzhaus durch, um auf den Gipfel zu gelangen, dann steh ich auf dem Gipfel - und habe einen fantastischen Rundumblick. Links beginnt es beim „Nachbarn“ den Zug rund um den Happlköfel, dann gegenüber die Lienzer Dolomiten, unten im Tal Lienz und das Tal Richtung Sillian, dann die Berge rund ums Villgratental, und hinterm Gipfelkreuz die Hohen Tauern
Über den Tauern liegen Wolken - ich bin in der Sonne. Allerdings bei leichten Minusgraden, die Sonne wärmt leider nicht so viel.
Ich kann mich kaum sattsehen. Es ist wirklich toll und eine gute Entscheidung, hierher gekommen zu sein. Und mir geht auf: Ich hab „Heimweh“ nach Lienz. Ich war heuer nicht, wie die letzten Jahre einmal hier oder habe hier bzw. in Kals sogar Urlaub verbracht. Nächstes Jahr muß ich auf jeden Fall wieder länger in die Gegend.
Aber dann geh ich doch runter zur Hütte
und genieße warmen Kaffee und Kuchen - ich bleib, auch wenn es kühl ist, draußen sitzen - die Aussicht auch nur eine Minute nicht zu nutzen wäre wirklich eine Schande. Ein letzter Blick auf die Hütte
dann geht es über die Almen, die fast einen „schottischen“ Eindruck machen
jetzt auf etwas anderem Weg. Ich will das „kalte Mösel“ besuchen. Das klingt vielleicht unanständig, ist aber einfach nur ein Moos - eindeutig ist hier auch noch der verlandete See zu erkennen,den es einst hier gab
Wirklich sehr schön. Da drüben fallen mir lauter Kirchen auf. Das muß wohl der „Kirchbichl“ bei Lavant sein (gezoomt)
Das Hütterl beim „kalten Mösel“ ist auch recht nett
Blick auf Lienz im Abstieg
Bergab auf Waldweg
und dann mache ich noch den Abstecher zu den Erdpyramiden. Die Gletscher haben hier riesige Seitenmoränen aufgeschüttet. Dabei werden verschieden große Geschiebe abgelagert. Liegt ein großer Stein/Fels im weichen Material eingebettet, so bildet er einen „Regenschirm“ und verlangsamt die Erosion des direkt darunter befindlichen Materials. Das ergibt Erdpyramiden mit einem Stein obenauf. Hier gibt es eigentlich mehr oder weniger nur eine einzelne, und die hat ihren Stein auch verloren - und durch das Bild ist es gegen den Hintergrund schwer erkennbar -dennoch ist die Mächtigkeit dieser Ablagerung sehr beeindruckend. Der Zoom macht das Bild noch flacher und schlechter einschätzbar, aber die Pyramide ist einige Zehnermeter hoch.
Dann geht es wieder zurück an nettem Bauernhaus vorbei
Ein wirklich schöner Tag und eine Erinnerung, daß Osttirol definitiv eine Lieblingsgegend von mir ist.