Net vablosn
am 11.3.2022
Ein mächtiger Sturm fegt über Österreich hinweg - und ich möchte trotzdem wandern. Aber so kann ich doch wieder etwas nicht so attraktives, nicht so hohes, aber hoffentlich insgesamt zufriedenstellendes machen - ich möchte auf den Schöpfl. Ja, da war ich schon, ja auch eher in dieser Jahreszeit - es ist der höchste Berg des Wienerwalds mit fast 900m und bietet sich somit für Winterwanderungen an, wo man nicht in den Schnee kommen will. Oder zumindest nicht in allzu tiefen. Heute ist der Schnee definitiv kein Thema, aber der Wind.
Ich lasse mich ins Triestingtal bis zum Renzenhof chauffieren
Ein Stück das Tal aufwärts, dann geht es rechts hinein Richtung „Klammhöhe“. Tja, hier war einmal die Bahnstrecke
Ich muß jetzt noch ein Stück Asphaltstraße gehen und frage mich, wie der Bach hier heißt - ganz einfach: Das ist die Triesting. Die entspringt nicht, wie ich dachte, am Gerichtsberg, sondern am südwestlichen Ende des Schöpfl-Zuges. Am Gerichtsberg entspringt „nur“ der Kaumbergbach, der sich dort, wo ich abbiege, mit der Triesting vereinigt.
Beim „Fersengelder“ biege ich ab und gehe ein Stück der Via Sacra entlang. Da geht man über eine kleine Anhöhe, überall am Wegesrand blüht Himmelschlüssel
Auf der Anhöhe gibt es einen ganz hübschen Blick
aber es bläst hier schon extrem. Daher schnell weiter, wieder in den Wald
Und hier wäre es nun besonders hübsch zu gehen
wenn, ja wenn man nicht hier entschieden hätte, genau entlang des Wanderwegs alle Bäume umzuschneiden. Ich kann nur hoffen, daß man den Weg ausschneidet, aber so… ist es ein einziger Sch… wenn man ständig über umgeschnittene Bäume steigen muß… oft noch mit Markierung drauf
Ich geb es dann auf, steige das Stückl querab zu den Wiesen und geh entlang des Corona-Baches bis zur kleinen Brücke, wo ich nun wieder ein Stück bis St. Corona am Asphalt gehen muß. Ich hatte gehofft, daß ich hier „unten“ ein bissl Windschatten habe - pustekuchen, im wahrsten Sinn des Wortes. Ich kämpf ganz schön, bis ich in St. Corona bin. Es ist auch so, als ich in St. Corona ankomme und dann dort die Geschichte des Brunnens lese, mir direkt schwindlig ist vom vorhergehenden dauernden um-die-Ohren-blasen. In St. Corona am Schöpfl gibt es einen angeblich heilkräftigen Brunnen, wo die Leute seit dem 15. Jht hergepilgert sind. Berühmt wurde der Brunnen, als ein Kirchenmann auf der Flucht vor den Türken die Monstranz in den Brunnen warf - angeblich gingen die Pferde daraufhin in die Knie und der Kirchenmann entkam. Hm… Die sind wirklich durch dichten Wald mit Pferden… naja. Und daß die Hostie, als sie die Monstranz 60 Jahre später bargen, noch unversehrt war - ja. Und warum, zum.. also zum heiligen Brunnen haben die die 60 Jahre da drin verrotten lassen, die Türken sind ja 1683/84 gleich wieder abgezogen?
Es ist wirklich immer spannend, wie viele „plot holes“ diese heiligen Geschichten haben.
Nun geht es endlich richtig bergauf, allerdings auch eher gemütlich auf breiten Wegen
Ich komm hinauf zur Matras-Warte
und schon hier bläst es gewaltig. Ich trau mich trotzdem rauf, muß aber wirklich gegen den Sturm ankämpfen - der Blick nach Westen
und nach Norden - der ist wirklich schwierig zu machen, weil es mir das Handy fast aus der Hand reißt
Schnell hinunter, zur nahe des Gipfels befindlichen SChöpfl-Schutzhütte, wo ich Buchteln mit ganz viel Powidl, guten Kaffee und Most bekomme
Als der Wind so sehr geht, daß es selbst durch das geschlossene (an sich gut dichte) Fenster reinpfeift, schauen sich Wirtin und ich an und sie meint „ui-ui!“ - ja, da kann ich nur beipflichten. Ich muß mich zusammenreißen, es ist so gemütlich drin und das Essen war so gut, aber ich weiß, wenn ich jetzt sitzenbleibe, dann brauche ich eher ein Bett. Also geh ich los - nicht ohne mich noch über die kleinen Zeichnungen unten bei den Waschräumen zu amüsieren
Weiter geht's. War es am Vormittag entgegen der Wettervorhersage überraschend eher sonnig, so ist es nun, konsequenterweise wieder entgegen der Vorhersage so, daß es sich zuzieht.
Glücklicherweise, und da stimmt es, läßt der Wind nun stark nach. Bläst es oben noch, ist es, als ich am Vorderschöpfl vorbeikomme schon ein „normaler“ Wind
Auch hier geht es auf breiten, angenehmen Wanderwegen dahin
bevor ich dann weiter unten wieder auf Forststraßen runterkomme. Bei Schöpflgitter kurz auf der Asphaltstraße, bevor es der Autobahn entlang auf einem Wanderweg geht - und die Autobahn ist überraschend wenig zu sehen und zu hören.
Locker komme ich in Klausen-Leopoldsdorf zurecht zum Bus, der mich wieder heimbringt. Auch wenn der Wind teilweise sehr unangenehm war, doch eine schöne Wanderung.