Getrübt
am 22.6.2023
Heute möchte ich noch flott auf die Glorerhütte rauf. Die hat eine besondere Geschichte, da sie bereits 1887 erbaut wurde, auf Anregung von Johann Stüdl selbst. Die Hütte selbst wurde dann dem Alpenverein verkauft, allerdings der Sektion Donauland, die ja eigentlich eine Ausgründung des Alpenvereins zu Beginn der 1920er war, da der Alpenverein als Ganzes immer antisemitischer wurde. Mit dem Anschluß 1938 wurde dieser aufgelöst und die Glorer Hütte dem Alpenverein übergeben. Nach dem Krieg bekam zwar die Sektion Donauland die Hütte zurück, mit den wenigen verbliebenen Mitgliedern konnte die aber nicht erhalten werden.
So, genug Geschichte, ich fühle mich heute gut und gehe ganz flott los
und mach flott ein paar Höhenmeter
aber nicht nur das Wetter trübt sich ein. Auch mir wird „trüb“ - ich hab mir eindeutig zu viel zugemutet, ich merke, daß ich eigentlich rekonvaleszent bin, mir wird direkt zittrig von Anstrengung und Höhe, also bremsen und Zeit lassen. Lieber Enzian genießen
und lieber nicht dafür sorgen, daß noch solche Schilder hergestellt werden müssen
So komme ich, mit Verschnaufpausen, endlich in Hüttennähe
Uff. Schnell hinsetzen. Ich merks so richtig, ich hab das Gefühl, daß meine Lippen „elektrisch“ sind, ich zittrig bin und so - die Höhe setzt mir heute doch sehr zu. Der Wirt bringt mit gespritzen Apfelsaft, Apfelstrudel und einen Kaffee. Auch wenn ich es nicht schmecke, heute brauche ich die Kalorien (noch nicht am Tisch, Blick geht rüber Schwerteck/Schwertkopf)
Aber welche Freude - zumindest den Apfel im Strudel und Saft schmecke ich wieder! Und es tut gut. Außerdem plauder ich ein bissl mit dem Wirt, der gerade ein Nebengebäude ein bissl herrichtet. Stellt sich raus, das ist sein Schlafplatz, da es ihm den Nächtens in der Hütte zu laut ist
Ich bleib lang sitzen, mit Stärkung im Bauch und Ruhe geht es mir viel besser und es geht bergab. Beginnender Wetterwechsel und Saharasand trüben den Blick im Abstieg
Runter geht's, mir geht es gut und es freut mich, daß ich heute gehen kann
Die Tinklwinklalm (hihihi, ich find das immer so lustig) verfällt zusehends, wird nicht mehr genutzt
und es kommt noch die Sonne heraus
Noch ein paar Stunden bleibt es sonnig, aber dann beginnen Gewitter. Leicht beängstigend ist das schon im Zelt, wenn so kirschgroße Hagelkörner runterprasseln.
Noch eine Impression vom nächsten Tag - es soll das Schlechtwetter herankommen, ich will einen Ausflug nach Lienz machen. Aber als ich aufstehe, schaut der Blick nach Osten so aus
na das wird doch ein schöner Tag, oder? Naja, wenn man sieht, was über den Westen hereinrollt
Also auf nach Lienz, wo ich den Wochenmarkt besuche, gemütlich Kaffee und Sacherwürfel (der schmeckt, der Kaffee schmeckt komisch - irgendwie nach Kohl und Gemüse - und ja, jeder Kaffee, mein Geschmacksinn ist noch ziemlich durcheinander, das wird noch lange anhalten, daß Kaffee komisch schmeckt) konsumiere und dann schaue ich nach Amlach. Dort war ich vor 44 Jahren als kleiner Bub im Urlaub und möchte wissen, ob es unser damaliges Quartier noch gibt. Und tatsächlich, ich entdecke es, eindeutig. Komisch, wie sich das bei mir eingeprägt hat, auch wenn es heute nicht mehr bewirtschaftet wird, erkenn ich es sofort.