Abgehakt!
am 11.9.2023
mache ich mich auf. Ich will endlich den Buchstein besteigen, ein Berg, den ich schon mehrfach versucht habe. Beim ersten Mal war Schnee im Juni, da ging es nicht. Beim zweiten Mal war es wieder naß und grauslich - ich kam wieder nur bis zum Buchsteinhaus. Und beim dritten Mal - da habe ich in der Früh das Zelt abgebaut und bin heimgefahren, weil es geschüttet hat. Aber heute geht es. Das Wetter ist stabil und ich mache, auch weil ich nicht so fit bin, den Anstieg auf 2 Etappen. Wer das wirklich in einem packen will braucht viel Kondi, es sind knapp 1700 Höhenmeter mit leichter Kletterei.
Ich nutze gleich wieder die öffentlichen Verkehrsmittel - mit IC und EC über Leoben nach Liezen und von dort mit dem Bus bis zum Gstatterboden (die Bahn fährt nur am Wochenende im Sommer, leider)
Es wird an der Brücke gebaut - und für unsere metrisch herausgeforderten Freunde aus Übersee wird nicht nur der Satz, sondern auch die Entfernung übersetzt
Ein Stück hinauf, dann durch den Wald
und dann ist er im Blick. Im feinsten Sonnenschein - der Buchstein
Sehr angenehm ist es, daß der Aufstieg durch den Wald geht. Es ist noch seeehr warm, obwohl es schon fast Mitte September ist
bis ich zur „Talstation“ des Lastenlifts komme. Jetzt kommen sehr viele, aber angenehme, weil recht flache Serpentinen hinauf. Die sind so, weil man hier früher alles für die Hütte auf dem Weg rauf transportieren mußte.
Es sind ganz viele junge Leute unterwegs - die gehen auch auf das Buchsteinhaus. Wie ich dann erfahre, ist das eine Projektwoche der Schule, zuerst waren sie eine Woche auf einer Selbstversorgerhütte und jetzt sind sie auf einer Hüttentour durch's Gesäuse.
Uff, Buchsteinhaus erreicht.
Ja, das sind auch 1000 Höhenmeter - aber der Vorteil ist: Ich muß die heute nicht mehr absteigen. Ich kann einmal Schoko-Weichsel-Kuchen genießen (und muß fragen, ob die inzwischen Wettbewerbe zwischen den Hütten ausfechten, wer die appetitlichsten Desserts macht - sowas kriegt man doch in einer Konditorei schon selten so hergerichtet)
und kann mich dann zurücklehnen und faul sein und in die Gegend schauen, rüber auf Zinödl, Planspitze und Hochtor
und einen Most trinken. Und noch einen. Äääh… und dann noch einen. Hier ist es toll, faul zu sein und „den lieben Gott einen guten Mann sein lassen“. Es wird Abend und die Berge beginnen zu glühen (ich auch, vom Most)
und wir werden sehr gut verköstigt mit einer kräftigen Rinds-Suppe mit viel Gemüse, Haschee mit Hörnchen und einem Topfenstrudel
Das ist umso beeindruckender, als die gesamte Schulklasse, ein paar andere Wanderer und ich am Nachmittag von einer Frau bedient wurden, die sich daneben ums Vorbereiten des Abendessens kümmerte. Der zweite Mann fiel wegen eines Schlangenbisses aus - am Abend kommt der Chef zum Servieren zu Hilfe.
Gut gestärkt gehe ich auf's Zimmer. Sehr nett und freundlich, hell und modern eingerichtet und noch mehr: Sowohl die Schulklasse als auch die anderen Wanderer sind um dreiviertel zehn mucksmäuschenstill, einem guten Schlaf steht nichts im Weg.
am 12.9.2023
gibt es ausgiebiges Frühstück und guten Kaffee und bei bestem Wetter geht es los
Drüben über Admont liegt noch der Nebel
Erst einmal geht es steil bergauf in Serpentinen
Ich dachte mir ja, daß ich am Anfang eine Jacke brauchen würde - ich starte ja in der Früh auf 1600m - aber ganz im Gegenteil - ich schwitze, und bin fast froh, daß es jetzt auf die „Schattseite“ geht. Rechts geht es rauf zum Südwandband-Klettersteig, voraus nun auf und ab
Vorbei komme ich am „Wengerweg“ - das ist ein „Abkürzer“ und eine 2er-Kletterei. Schaut sehr schön aus, aber ich mache doch lieber den Normalweg
Ich marschier hinüber, sehe noch Gamsen, dann geht es los
Das habe ich vielleicht unterschätzt, weil das geht ganz schön lange so, etwa 150 Höhenmeter, mit nur wenig Verschnaufpausen. Aber ich komme dann hinauf zur Schulter - sehr schön kann man sich vorstellen, daß das einmal ein Gletscher/Schneekar war
und für mich geht es weiter zum Ziel
Noch ein Stückl, dann bin ich oben - und kann hier direkt auf das Buchsteinhaus hinuntersehen - gefühlt fast senkrecht
Ich genieße den Blick in die Runde (klick to zoom)
und bleibe länger sitzen. Ein bissl diesig ist es, aber wunderschön - die Gesäuseberge, das Tote Gebirge, Priel, Grimming und im Hintergrund der Dachstein. Noch ein letzter Blick
Hinunter ist das Klettern noch nervenaufreibender für mich - wenn man oft den Tritt erst tasten muß. Aber ich komme wieder gut hinunter, dann wieder hinüber zum Buchsteinhaus, wo ich es mir nicht nehmen lasse, mich noch einmal zu stärken. Der Wirt fragt mich, wie ich rauf bin und fragt speziell nach den Seilen. Das wurde alles neu gemacht, ich habe den Bohrstaub/schmand noch gesehen. Man hat offenbar auch den Weg etwas seitlich rauf verlegt gefühlt, damit man am Fels klettern kann und nicht zum Teil im steilen Schutt gehen muß. Pause genießen, dann geht es hinunter durch schönen Wald
in vielen Serpentinen
und dann wieder zurück zum Gstatterboden, wo ich auf den Bus warte
der pünktlich kommt. Mit dem nach Liezen, von dort nach Leoben und im EC mache ich es mir im Speisewagen gemütlich und esse Spinatknödel und als Nachspeise ein Nußkipferl und einen Melange.
Endlich hat das alles mit dem Buchstein geklappt, Verbindung, Wanderung, Wetter, Übernachtung, alles war einfach nur super.